ai@yourfingertips – Arbeiten mit KI: zwischen Taylorismus und Selbstbestimmung
Montag, Nov 25, 2024„Es hat sich nicht nach Arbeitswissenschaft angefühlt“ – so lautete das positive Fazit von Sascha Jungbluth von der AIRCONCEPT GmbH in Zülpich zur bisherigen Zusammenarbeit im WIRKsam-Projekt. Im Rahmen des jüngsten ai@yourfingertips Workshop am 29. Oktober 2024 ging es um die Frage, wie arbeitswissenschaftliche Ansätze einen Mehrwert für die Gestaltung von KI-Anwendungen und KI-gestützten Arbeitsprozessen liefern können.
Im Fokus des Anwendungsfalls bei der AIRCONCEPT GmbH steht das Schleifen von Carbonfaser-Produkten. Ziel des gemeinsamen Projekts mit dem Kompetenzzentrum WIRKsam ist die Entwicklung eines autonomen Schleifroboters, um gesundheitliche Belastungen und monotone, zeitaufwändige Aufgabenanteile zu reduzieren. Die gewonnene Zeit soll für Tätigkeiten genutzt werden, bei denen menschliche Fähigkeiten weiterhin eine entscheidende Rolle spielen. Aus gesamtbetrieblicher Sicht verspricht der Einsatz eines intelligenten Roboters neben dem direkten Nutzen für die Mitarbeitenden, sowohl Qualität als auch Stückzahl der Produkte erhöhen zu können. Eine durchdachte Arbeitsplatzgestaltung kann somit Belastungen und gesundheitliche Risiken reduzieren und sowohl die Arbeitsplatzattraktivität als auch die Produktivität erhöhen:
- Entscheidend für die erfolgreiche Entwicklung einer menschzentrierten KI-Anwendung ist ein vertieftes Verständnis über Aufgaben, Prozesse und technische Zusammenhänge. Im Mittelpunkt steht die Frage: Was kann und soll automatisiert werden und wie soll der Arbeitsplatz gestaltet sein?
- Die Erfahrung zeigt, dass die Komplexität von Aufgaben – hier der Schleifprozess – von fachfremden Beteiligten häufig unterschätzt wird. Die aktive Beteiligung der Mitarbeitenden als „ExpertInnen ihrer Arbeit“ von Anfang an sichert somit nicht nur Akzeptanz und Motivation für den Einsatz neuer Technologien, sondern ist auch Voraussetzung für das richtige Verständnis auf Seiten der Entwickelnden.
- Eine arbeitswissenschaftliche Begleitung kann in einem partizipativen Setting wichtige „Übersetzungsarbeit“ leisten und eine integrierte Perspektive auf die Rolle von Mensch, Technik und Organisation einnehmen. Dabei geht es darum, technische Innovationen und den Menschen gleichberechtigt in den Mittelpunkt zu stellen, um Lösungen zu entwickeln, von denen die Mitarbeitenden profitieren und vor allem keine neuen Belastungen schaffen.
Wie die Diskussion zeigte, sind partizipative Planungs- und Entwicklungsmethoden erfolgsentscheidend: Diese sollten zwar wissenschaftlich fundiert, aber für die beteiligten Akteure aus den Unternehmen sprachlich und inhaltlich verständlich und mit konkreten Ergebnissen verbunden sind.