Die Produktion implantierbarer Medizintextilien erfolgt unter strengen Qualitätsanforderungen, die eine permanente Überwachung und Dokumentation der gesamten Wertschöpfungskette notwendig machen. Allerdings ist bereits im Spinnprozess als Anfang der Prozesskette eine systematische Analyse von Fehlerursachen aufgrund vieler interdependenter Prozess- und Maschinenparameter im Arbeitsalltag kaum möglich. Ebenso wenig kann bislang das implizite Erfahrungswissen einzelner Mitarbeitender objektiviert werden. Deshalb erfolgt das Einstellen der Maschine – vor allem bei unerfahrenen Mitarbeitenden – häufig nach dem Trial-and-Error-Prinzip.
Um eine Entlastung der Beschäftigten von zeitintensiven Fehlersuchen und Einstellarbeiten sowie eine lernförderliche Arbeitsumgebung zu ermöglichen, soll eine digitale und datengetriebene Prozesskettenüberwachung eingeführt werden. Aufbauend auf bisherigen Prozess- und Qualitätsdaten und unter Einbeziehen des Erfahrungsschatzes erfahrener Mitarbeitender wird ein sogenannter Softsensor entwickelt. Dieser soll mittels Machine Learning die Qualitätszielgröße approximieren und den Mitarbeitenden ein besseres Verständnis für die Zusammenhänge und Auswirkungen von Änderungen im laufenden Prozess ermöglichen. Zusätzlich wird ein Verfahren zur Aktualisierung der Wissensdatenbank entwickelt, um das Expertenwissen dauerhaft im Unternehmen zu verankern und den Mitarbeitern eine lernförderliche Arbeitsumgebung zu bieten.